Die kleinen Samen

 

Es waren einmal ein paar kleine Samen die unbedingt anfangen wollten zu wachsen. Aber jeder Samen der anfangen wollte zu wachsen, musste zuerst mit der Sonne sprechen.


Also kam der erste Samen zur Sonne und sie fragte ihn, mein lieber kleiner Samen, was möchtest du gerne werden? Der kleine Samen überlegte nicht lange und sagte: ich möchte eine wunderschöne Blume werden und zwar so schnell wie möglich! 

 

Also erfüllte die Sonne ihm den Wunsch, pflanzte ihn in fruchtbare Erde und der kleine Samen wurde zu einer wunderschönen kleinen Blume. Er blühte eine Weile, teilte seine Schönheit und seinen Duft mit der Welt und verging nach ein paar Tagen.

 

Der zweite Samen kam zur Sonne und wieder fragte die Sonne: was möchtest du werden mein lieber kleiner Samen? Der kleine Samen sagte euphorisch: ich möchte sooo gross werden, dass ich den Himmel berühre.


Also erfüllte die Sonne auch diesen Wunsch. Die Sonne schien jeden Tag auf ihn und er schoss in die Höhe und wurde zu einem riesengrossen Baum. Er tanzte eine Weile mit dem Wind bis er so erschöpft war, dass er zur Erde fiel und sich dort wieder zersetzte.

 

Nun kam der dritte Samen an die Reihe und nachdem er sah wie es den anderen ergangen war, dachte er eine Weile nach und sagte: ich möchte so stark wie möglich sein! 

 

Auch sein Wunsch wurde erfüllt, er bekam viel Licht und viel Schatten und wurde zu einem mächtigen dicken Baum, der so breit war das man ihn nicht umfassen konnte. Eines Tages kam ein grosser Sturm auf und der Baum war zwar stark, aber nicht biegsam, also brach er.

 

Nun war der letzte Samen an der Reihe. Die Sonne fragte auch ihn: und was möchtest du werden mein lieber kleiner Samen? Der kleine Samen wurde ganz still und nach einer Weile sagte er: ich weiss es nicht, ich möchte sein wer auch immer ich sein soll. 

 

Die Sonne lächelte und begann sich um den Samen zu kümmern. Er bekam Sonne aber nicht zu viel. Er bekam Schatten, damit er tiefe Wurzeln schlagen konnte. Er bekam Platz damit er sich in alle Richtungen erstrecken konnte. Er bekam Gesellschaft und Freunde, den Wind, den Regen und die Vögel, damit er lernen konnte zu tanzen, zu singen, zu trauern, zu lachen und zu lieben.


Er wurde stark, ohne seine Sanftheit zu verlieren. Er trotzte jedem Sturm, nicht indem er gegen ihn kämpfte, sondern indem er sich ihm hingab und mit ihm tanzte.Nachdem alles gegeben war fing der Baum an zu erblühen und er fing nun an zu geben.


Er spendete allen Schatten, die sich ausruhen wollten, er gab seine Blumen und Früchte an alle die bereit waren sie zu empfangen, er teilte seine Stille mit allen die fähig waren zu lauschen und nach einer Weile gab er sich wieder der Erde hin, erfüllt und friedlich.