Die kleine Flamme
Für den kleinen wilden Nathan

 

Eines Tages schlug in einem Dorf ein Blitz ein und hinterließ auf dem Boden eine kleine Flamme. Sie war sehr ungezügelt und wild. Alle im Dorf hatten Angst vor ihr, bis auf einen unerschrockenen, mutigen kleinen Jungen, der eines Abends zu ihr ging.


Er war so neugierig, dass er die Flamme berührte, woraufhin er sich prompt den Finger verbrannte. Doch er ließ sich nicht abschrecken und besuchte die Flamme am nächsten Tag noch einmal. Diesmal ging er nicht so nah heran und spürte, dass die Flamme schön warm war. Er legte sich neben sie und schlief, umhüllt von ihrer Wärme, ein.

 

Am nächsten Abend beobachtete er sie und stellte fest, dass sie niemals stillstand und sich immer veränderte. Er mochte es, dass die Flamme so wandelbar war. An einem anderen Abend schloss er die Augen und lauschte ihren Geräuschen. Er hörte sie knacken und rauschen, fand es sehr schön und lernte so ihre Musik kennen.

 

Eines Tages ging er kurz vor dem Schlafengehen bei der kleinen Flamme vorbei, um ihr gute Nacht zu sagen. Er berührte sie mit einem Stock und bemerkte, dass die Flamme auf den Stock übersprang. Nun konnte er nachts mit ihr den Wald erkunden und ganz neue Tiere entdecken. Er sah eine Eule mit leuchtend gelben Augen, einen Fuchs und eine Fledermaus.

 

Im Laufe der Zeit spürte der kleine Junge eine warme und starke Energie in seinem Inneren. Er ging zu der Flamme und merkte, dass die Energie stärker wurde. Er fing an, wild und ungezügelt zu tanzen wie die Flamme. Er fühlte sich lebendig und leicht wie eine Feder. In seinem Bauch loderte ein Feuer, und in seinem Herzen war es ganz still.
Irgendwann war er so erschöpft, dass er zufrieden neben der Flamme einschlief.

 

Als er am Morgen aufwachte, war die Flamme verschwunden. Das Einzige, was übriggeblieben war, war ein Haufen Asche auf dem Boden. Der kleine Junge war zuerst sehr traurig, erinnerte sich dann aber an ihre gemeinsamen Abenteuer und alles, was er von der kleinen Flamme lernen durfte. Er spürte noch immer die Wärme in seinem Bauch, die ihn für immer mit der kleinen Flamme verbinden würde.

 

Er nahm die Asche, ging auf einen Berg und ließ sie vom Wind davontragen, während er sich von seinem kleinen, wilden Freund verabschiedete.